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Dehmel, Paula / Das liebe Nest Produced by David Starner, Hagen von Eitzen and the PG Online Distributed Proofreading Team. DAS LIEBE NEST Gesammelte Kindergedichte von Paula Dehmel Herausgegeben von Richard Dehmel mit Zeichnungen von Hans Thoma bei E. A. Seemann in Leipzig 1919 GRUSS AN DIE GROSSEN Aus lichtem See, über Sterne und Schnee, rauschen die Schäume, lauschen die Träume, Himmel hinab, Himmel hinan, ewige Bahn. Aus Kinderland, über Acker und Sand, wachsen die Gluten, die bösen, die guten, Himmel hinab, Himmel hinan, ewige Bahn. GRUSS AN DIE KLEINEN Ich möcht euch alle miteinander auf bunten Wiesen sehn, bei Klarinetten und Geigen die Füßchen im Tanze drehn. Ich möcht euch alle miteinander mitnehmen im Fliegerkahn, euch die schöne Erde zeigen, und was fleißige Menschen getan. Ich möcht euch alle miteinander still führen an der Hand, euch heimliche Dinge sagen von Gott und dem Sternenland. ERSTER TEIL WUNDERCHEN Putzt die Fenster! fegt die Ecken! Darf sich kein Staub, kein Krümel verstecken, muß alles so blank wie Ostertag sein, denn das Wunderchen zieht ein. Zieht ein--schon stimmen die Englein die Geigen; alle Könige werden sich neigen, Hirten und Könige mit dem Stern haben Wunderchen gern. Wer soll Wunderchens Taufpate sein? Sieben große Meister laden wir ein; sieben große Helden mit Kron und Schalmein sollen Wunderchens Taufpaten sein. Und wer ist schnell sein Spielgesell? Da kommen gesprungen die reizenden jungen Wachholderweibchen und Fliedermännchen, Taunixchen mit silbernen Wasserkännchen. Aus Vogelnestern und Weidenkätzchen gucken neugierige Schelmenmätzchen: Wir lachen fein, wir singen fein, wir wollen Wunderchens Spielgesellen sein! GEHT LEISE Geht leise-- es ist müd von der Reise. Es kommt weit her: vom Himmel übers Meer, vom Meer den dunklen Weg ins Land, bis es die kleine Wiege fand-- Geht leise. WITTEWOLL SCHLAFEN Auf der Leine, auf grünem Platz hängen sieben Hemdchen und ein Latz; im Winkel, am Zaun, wos Spinnchen spinnt, liegt mit großen Augen mein Kind-- wittewoll schlafen? Henne macht sich ein Bett im Sand, Fliege träumt an der Mauerwand, Schmetterling sitzt in der Mittagsruh, schaukelt die Flügel auf und zu-- wittewoll schlafen? Suselesu, der Sonnenwind bläst in die Augen dem müden Kind; es will noch blinzeln--Spinnchen hält den bunten Schleier vor die Welt-- --wittewoll--schlafen-- -- FRÜHSTÜCK So morgens um halb acht herum: Rumpumpel macht das Mäulchen krumm. Und keine fünf Minuten drauf wacht Rumpumpel auf. Hu! kommt der kalte Badeschwamm, Rumpumpel hält die Ohren stramm; und schlägt die Ticke-Tacke acht, wird ihm die Milch gebracht. Die schmeckt Rumpumpeln aber fein; er patscht mit beiden Fäustchen drein und trinkt und trinkt, bis alles leer. Rumpumpelchen, das freut mich sehr: morgen gibt's gut Wetter! SEEREISE Pitsch--patsch--Badefaß, Rumpumpel plantscht die Stube naß, ist ein junger Wasserheld, segelt durch die ganze Welt, im Wipp--im Wapp--im Schaukelkahn über den großen Ozean. Stehn drüben alle Wilden still und schrein: Was bloß Rumpumpel will? so splitternackt und pitschenaß in seinem kleinen Schaukelfaß? Schnell das Badelaken! SO LALA Steht ein Töpfchen rund und nett unterm Bett, so lala, so lala. Reicht mir mal das Kindel her, das braucht jetzt keine Windel mehr, so lala, so lala. Rolle, rolle, ratteratt, rollt ein Wagen durch die Stadt; sind zwei blanke Pferdchen davor, hinten drauf ein schwarzer Mohr. Horch, er hält vor unserm Haus; steigen zwei feine Jungherren aus, mit Federbarettchen und goldenen Kettchen. Schnell das Töpfchen unters Bettchen! MEIN WAGEN Mein Wagen hat vier Räder, vier Räder hat mein Wagen, rolle, rolle, rummerjan, das wollt ich euch bloß sagen. Mein Wagen hat 'ne Deichsel, 'ne Deichsel hat mein Wagen, rolle, rolle, rummerjan, das wollt ich euch bloß sagen. Mein Wagen hat ein Pferdchen, ein Pferdchen hat mein Wagen, rolle, rolle, rummerjan, das wollt ich euch bloß sagen. Mein Wagen fahrt nach Potsdam, nach Potsdam fährt mein Wagen, rolle, rolle, rummerjan, das wollt ich euch bloß sagen. Und wer mit mir nach Potsdam will, in meinem neuen Wagen, rolle, rolle, rummerjan, der braucht es bloß zu sagen. KUTSCHER AUF DEM KNIE Wagen im Wind. Wie sitzt mein Kind? Wie geht mein Pferd? Alles verkehrt. Holdriutsch-- oben die Räder, unten die Kutsch! Wagen im Schnee. Da guckt das Reh, da schnuppert der Has mit der wackligen Nas. Holdriuff-- da sitzt unser Kutscher wieder oben uff! EREIGNIS (von Paula und Richard Dehmel) Hurra, zum ersten Mal: Mutter, der Peter, hurra, da steht er! hält sich am Röckchen, hält sich am Stöckchen, grade wie 'n Licht, fürchtet sich nicht. Hurra, zum ersten Mal: Mutter, der Peter, hurra, da geht er! guck, ganz alleinechen setzt er die Beinechen! Aua, Geschrei-- bautz!--vorbei. HEILSPRÜCHEL Kra, kra, kalter Schnee, dem Raben tut sein Beinchen weh, dem Häsechen sein Herzchen; die böse Zeit, die kalte Zeit, ein jedes hat sein Schmerzchen. Heile, Fingerchen, heile, es dauert noch 'ne Weile, es dauert noch bis Rosmarein, dann ist lauter Sonnenschein. SCHLIMME GESCHICHTE Im Stall unser Schäfchen--bäht, im Hof unser Hähnchen kräht, und der Karo an der Kette bellt mit Spitz um die Wette. Auf'm Dach unser Kätzchen--maut, und im Ententeich die Frösche, alle Frösche quaken laut: Kinder, denkt euch den Schreck, unserm kleinen Wackelbein sein linker Schuh ist weg. AUSTREIBUNG Das kann doch nicht Rumpumpel sein? So kann Rumpumpel doch nicht schrein? Seelöwen sind in unserm Haus; schnell, Rumpumpel, wir jagen sie raus. Ich 'n Stock, Du 'n Stock, alle beide einen Stock. Ei der Daus, wollt ihr raus, wollt ihr in euer Seelöwenhaus! WENN RUMPUMPEL BRUMMIG IST Die Henne legt ein Ei, da ging der Mond entzwei; die Hälfte fiel nach Nuckenstadt und schlug zwei große Brummer platt. Zwei große Brummer, brumm, summten hier herum, um Rumpumpels Kopf, um Rumpumpels Bauch und um sein dickes Näschen auch. Nun sind sie tot... Aber im Ei pickt das Küken die Schale entzwei, kriegt heraus, und wackelt mit dem Schwanz-- --ist der Mond wieder ganz. DER PUDDING Rumpumpel will essen, nun fix gebraten: ein Kätzel, ein Spätzel und sieben Soldaten. Das gibt einen Pudding so groß wie ein Haus. Zuletzt leckt Rumpumpel die Kuchenschüssel aus. ZWEI MÄULCHEN Winkele, wankele, vor der Tür steht ein Bankele, auf der Bank sitzt mein Kindele, spielt mit mei'm Hündele, winkele, wankele. Winkele, wankele, ich hab ein Gedankele: ein Äpfle fürs Kindele, ein Knöchle fürs Hündele. Dankele. MÜCKEBOLD Mückchen, Mückchen, Dünnebein, Mückchen, laß das Stechen sein, Stechen tut ja weh! Mückchen, Mückchen, weißt du was: beiß doch in das grüne Gras, beiß doch in den Klee! DAS SCHERCHEN Schnipsel, schnipsel, Scherchen, schneid mir ein Gewehrchen; schieß ich mir ein Häschen tot, brat's dem Kind zum Mittagbrot. Die Schnitzel fliegen zum Fenster hinaus durch den Sonnenschein in des Gärtners Haus; der hat seine Freude dran, oder guckt sie gar nicht an, oder streut sie in den Wind, oder schenkt sie seinem Kind-- schnipsel, schnipsel, Scherchen-- -- GESCHICHTCHEN VOM WINDE Wer kommt dort angeflogen? Das ist der Wind. Der Wind ist ungezogen, er bläst dem Kind unters Röckchen, an die Söckchen, um die Ohren, an die Nase; solch Geblase! Ganz zerfleddert und zerzaust kommt Rumpumpel angesaust; und hustet und prustet, das arme Tröpfchen, und steckt sein Köpfchen in Mutters Schoß. Und weißt du, warum der Wind so getollt? Rumpumpel sollt zu Bette gehn, und hat nicht gewollt. ANZIEHLIEDCHEN Wer strampelt im Bettchen? versteckt sich wie 'n Dieb? Das ist der Rumpumpel, den haben wir lieb. Was guckt da für 'n Näschen? Ein Bübchen sitzt dran. Das ist der Rumpumpel, den ziehn wir jetzt an. Erst wird er gewaschen, vom Kopf bis zur Zeh; er weint nicht, er greint nicht, denn es tut ja nicht weh. Schnell her mit dem Hemdchen: da schlüpfen wir fein, erst rechts und dann links, in die Ärmelchen 'rein. Fix an noch die Strümpfchen, fix an auch die Schuh; kommts Händchen, schnürts Bändchen, schon sind sie zu. Nun Leibchen und Höschen, ein Röckchen kommt auch; sonst friert dem Rumpumpel sein kleiner runder Bauch. Das Kämmchen kämmt sachte, aber still muß man stehn; zuletzt noch das Kleidchen, der Tausend, wie Schön! Nun geht er und sagt: Guten Morgen. DAS LÄMMECHEN In Wolfenbüttel wohnt ein Lamm, das hat ganz schwarze Haare. Meint ihr, es brauche einen Kamm? I Gott bewahre! Aber mein Lämmechen braucht ein Kämmechen, braucht ein Schwämmechen, läßt sich nix verdrießen; setzt sein neues Käppechen auf, will mal Koppkegel schießen. DIE WILDEN BEINCHEN Guten Morgen, ihr Beinchen! Wie heißt ihr denn? Ich heiße Hampel, ich heiße Strampel; und das ist Füßchen Übermut, und das ist Füßchen Tunichtgut. Übermut und Tunichtgut gehn auf die Reise, platsch, durch alle Sümpfe, naß sind Schuh und Strümpfe; guckt die Rute um die Eck-- laufen sie alle beide weg. DER LUMPICHTE BU Ka Strümpferl im Kasten, ka Bänderl am Schuh, ka Knöpferl am Wams-- oh, der lumpichte Bu! TINTENHEINZ UND PLÄTSCHERLOTTCHEN Heini, Heini, ach, ist Heini dumm: stippt mit allen Fingerchen im Tintenfaß herum. Heini, Heini, kleiner dummer Mohr: stippt sich alle Fingerchen, klecks, ins Ohr. Und unten am Brunnen, da steht ein Faß, da macht sich unsre Lotte pitschepatschenaß. Und oben die Sonne hat drüber gelacht und hat unsre Lotte wieder trocken gemacht. ES REGNET Es regnet, es regnet der Kuh auf den Schwanz; es regnet, es regnet der Braut in den Kranz. Es regnet, es regnet, die Welt ist schon naß; hol 's Töpfchen, fang 's Tröpfchen, dann sag ich dir was: Wäscht du die Nase, bleibt sie fein grade. Wäscht du das Mündchen, bist du 'n lieb Kindchen. Wäscht du aber die Augen schön, kannst du dem lieben Herrgott seinen Himmel besehn. TRÖSTERCHEN Blümchen hängt das Köpfchen, der Tau ist ihm zu schwer; kommt der durstige Morgenwind, trägt die Tropfen ins Meer. Spätzchen piepst und bettelt, das Kröpfchen ist ihm leer; Pferdchen hat die Krippe voll, streut Körnerchen umher. Kindchen weint noch immer, Böckchen stößt so sehr. Schenkt ihm Mutter einen Kuß: sieh mal, nun weint's nicht mehr. HÄSCHEN IN DER GRUBE (mit Benutzung des Volkspiels) Häschen in der Grube saß und schlief, kam der heilge Kuckdiguck und bracht ihm einen Brief. Häschen, bist du müde oder bist du krank? Steck doch deine Läufer raus, ob du noch hüpfen kannst. Und was stand geschrieben in Kuckdiguckens Brief? "Dem Kutscher, der nicht fahren kann, geht der Wagen schief." HASENSPIEL Hinter den Birken über den Rasen huschen drei Hasen an uns vorbei, Springen über Busch und Dorn, wollen ins junggrüne Winterkorn, hocken da, locken sich da, laufen kreuz, laufen quer, hin und her, als gäb's in der Welt keine Schrotflinte mehr. Warte, in der Weihnachtszeit kommen die drei Hasen ins Haus geschneit. Den größten verschicken wir, den zweitgrößten spicken wir, der kleinste kommt ins Hundehaus und steckt hinten sein Schwänzchen raus. DREI BÄUMCHEN Jung jung drei Bäumchen wachsen im Wiesengras, jung jung drei Bäumchen sagen mir was. Das erste hat sich so gequält, hat alle seine siebentausend Blättchen gezählt. Das zweite trägt Pfläumchen, schlicker-schleckerfein; hätt es deine Zähnchen, es äße sie allein. Das dritte, das dritte schüttelt sich bloß: fallen lauter Blüten in meinen Schoß. Sag ich schön Dank, geh ich nach Haus, mach ich Rumpumpeln ein Kränzchen draus. SCHABERNACK Wenn ich in die Stube geh und den Rumpumpel seh, tanzen wir zwei Ringeldireih, lachen wir, machen wir Schabernack, Huckepack, Kätzchen spielt den Dudelsack, macht Rumpumpel Hottehüh nach der alten Melodie: Miau, miau, dem Kater seine Frau, dem Kater seine grisegrimme gritzegraue Frau. AM ABEND Still. Was bloß das Kätzchen will? Es streicht um meinen Schoß herum, das Schwänzchen hoch, den Buckel krumm, Still-- und weißt du, was es will? Still. Was bloß die Glucke will? Sie lockt und lockt die kleine Brut zum warmen Stall und deckt sie gut, Still-- und weißt du, was sie will? Still. Was bloß Rumpumpel will? Die Augen macht er schon ganz klein und gähnt und will genommen sein, still-- nun weißt du, was er will. GUTENACHTLIEDCHEN Leise, Peterle, leise, der Mond geht auf die Reise; er hat sein weißes Pferd gezäumt, das geht so still, als ob es träumt, leise, Peterle, leise. Stille, Peterle, stille, der Mond hat eine Brille; ein graues Wölkchen schob sich vor, das sitzt ihm grad auf Nas' und Ohr, stille, Peterle, stille. Träume, Peterle, träume, der Mond guckt durch die Bäume; ich glaube gar, nun bleibt er stehn, um Peterle im Schlaf zu sehn-- träume, Peterle, träume. FREUND HUSCH (von Paula und Richard Dehmel) Husch, husch, husch, ich schlüpfe aus dem Busch; ich stecke mein Laternchen an, ich zünde uns die Sternchen an, husch. Husch, husch, husch, ich putze meinen Busch. Der Mond ist da, der Mond ist hell; der Mond, der ist mein Spielgesell, husch. Husch, husch, husch, ich schüttel meinen Busch. Die Kinderchen sind all zur Ruh, ich schüttel ihnen Träume zu; die haben wir vergangne Nacht, der Mond und ich, uns ausgedacht, husch, husch, husch, im Busch. RUMPUMPELS GEBURTSTAG Kräht der Hahn früh am Tage, kräht laut, kräht weit: Guten Morgen, Rumpumpel, dein Geburtstag ist heut! Guckt das Eichhörnchen runter: Wenig Zeit, wenig Zeit! Guten Morgen, Rumpumpel, dein Geburtstag ist heut! Kommt das Häschen gesprungen, macht Männchen vor Freud: Guten Morgen, Rumpumpel, dein Geburtstag ist heut! Steht der Kuchen auf dem Tische, macht sich dick, macht sich breit: Guten Morgen, Rumpumpel, dein Geburtstag ist heut! Und Vater und Mutter, alle Kinder, alle Leut schrein: Hoch der Rumpumpel, sein Geburtstag ist heut! MUTTERS GEBURTSTAG Leises Klopfen an der Türe: Kann ich 'rein, Mama? Frisch gewaschen, frisch gebügelt steht Rumpumpel da. Rosen in beiden Händchen; wie der Kerl sich freut! Kommt ans Bett, sagt: Guten Morgen, Mutti Burtstag heut. Vater putzt die große Stube, die ist mächtig schön. Lauter Blumen! Und die Torte! Komm, zu Vati gehn! RUMPUMPEL TANZT Rumpumpel tanzt, Rumpumpel tanzt, es blitzen seine Schuh; der Kreisel und der Hampelmann sehn verwundert zu. Der Kreisel pufft den Hampelmann: guck, Hans, was sagst du nur? der Junge tanzt, der Junge tanzt und sitzt an keiner Schnur. Der Hampelmann zieht ein Gesicht und schlenkert und sagt: puh, auch eine Peitsche braucht er nicht, tanzt doch so schön wie du. Rumpumpel tanzt, Rumpumpel tanzt, die liebe Sonne scheint; der Kreisel und der Hampelmann sind sich spinnefeind. KREISELLIEDCHEN Herr Dreidel tanzt auf einem Bein rundum, rundum, kommt die dicke Marmelkugel, rollt ihn um, rollt ihn um; paß auf, Herr Dreidel! Herr Dreidel tanzt auf einem Bein rundum, rundum, pfeift der Wind aus einer Ecke, pfeift ihn um, pfeift ihn um; steh auf, Herr Dreidel! Herr Dreidel tanzt auf einem Bein, peitsch di Hieb, peitsch di Hieb; hopp hopp, wie springt das Brüderlein, halt den Dieb, halt den Dieb, heißa, Herr Dreidel! KONZERT Musik, Musik, die Flöte kommt, Rumpumpel tut's begreifen: er horcht und hebt das Fingerchen, fängt gleich an mitzupfeifen. Musik, Musik, die Geige kommt, die Geige tut fein klingen; Rumpumpel hebt das Fingerchen, fängt leise an zu singen. Musik, Musik, der Brummbaß kommt, ganz deutlich hört man's summen; Rumpumpel hebt das Fingerchen, tut wie 'ne Hummel brummen. Das gibt ein herrliches Konzert, ihr Kinder, kommt, ich bitte! Drei Kirschen kost't der erste Platz, und eine kost't die Mitte. Hinten herum ist alles frei, großmütig sind wir heute; der Mohr, der Spitz, der Hampelmann sind gar zu arme Leute. DIE ERSTEN HÖSCHEN Der Schneidermeister Piekenich ist ein geschickter Mann, er kommt und mißt dem Peterle die ersten Hosen an. Er nimmt sein Buch und Metermaß, schreibt sich die Zahlen auf; und wenn der Bub nicht stille steht, kriegt er eins hinten drauf. "Du lieber Meister Piekenich, mach die Hosen recht schön! Ich will ja unter den Linden damit spazieren gehn. Und alle kleinen Jungens gucken nach mir hin und sehn an meinen Höschen, daß ich auch ein Junge bin." DER KLEINE SÜNDER (von Paula und Richard Dehmel) Gestern lief der Peter weg, spinnefix verstohlen. Setzt sich Mutter den Bänderhut auf: wart, ich will dich holen. Sausepeter, Flausepeter, kleiner Sünder, wo bist du? Hahnematz steht auf der Wiese, "Kiek ins Grüne" kräht er; sag mir, bunter Kikeriki, wo ist unser Peter? Bummelpeter, Schummelpeter, kleiner Sünder, wo bist du? Wie sie sich im Garten umguckt, ist er nicht zu sehen, bleibt sie neben dem Spargelbeet unterm Pflaumbaum stehen. Aber Peter, nirgends steht er; kleiner Sünder, wo bist du? Hört sie etwas lachen, horch oben aus dem Baume; sitzt der Peter seelenvergnügt, pflückt sich eine Pflaume. Wirft ein Steinchen, schwenkt die Beinchen, wupptich--: Mutter, da bin ich! FLUTSCHPETER Flutschpeter lief nie gradeaus; ja, und warum? Er lief getreulich seiner Nase nach, und die, ja die war--schief. DIE TROMMELPARTIE Rumpumpel macht 'ne Landpartie, er trommelt: wer will mit? Kommt das Kätzchen Mausemätzchen, das will mit. Rumpumpel macht 'ne Landpartie, er trommelt: wer will mit? Kommt das Hündchen Belleinstündchen, das will mit. Rumpumpel macht 'ne Landpartie, er trommelt: wer will mit? Kommt das Schweinchen Rosenfeinchen, das will mit. Rumpumpel macht 'ne Landpartie, er trommelt: wer will mit? Kommt der Bär Brummesehr, der will mit. So geht's im Trab, bergauf, bergab, durch Dünn und Dick, durch Schlamm und Schlick; Rumpumpel schlägt die Trommel. Das Kätzchen maut, das Hündchen bellt, das Schweinchen quiekt, der Bär brummt: was 'ne dumme Welt! Rumpumpel schlägt die Trommel. RUMPELREIM Ride-bide-Bummstock fing 'ne Maus, Ride-bide-Bummstock ließ sie wieder raus; Ride-bide-Bummstock, du bist dumm, die Mäuse sind 'n Rackerpack, das bringt man um. DAS KARNICKEL Hans Wackelohr, Hans Wackelohr, was bist du heut so still? Sieh her, ich habe Kohl für dich, sitz doch nicht gar so feierlich! Hans Wackelohr, Hans Wackelohr, wie kommst du mir heut vor! Hans Schnupperschnut, Hans Schnupperschnut, ist dir dein Haus zu eng? Ein Weilchen darfst du aus dem Stall, bloß friß mir nicht die Knospen all! Hans Schnupperschnut, Hans Schnupperschnut, bist mir nun wieder gut? LEKTION Hühner, wollt ihr wohl artig sein! hübsch langsam essen und nicht so schrein! Müßt ihr denn immer zanken und beißen? euch um jedes Körnchen reißen? Pfui, dicke Henne, abscheuliches Tier, du ißt ja für vier. Weg! hörst du nicht? du sollst dich trollen! Die niedlichen kleinen Küken wollen auch mal heran an das schöne Futter. Wenn du nicht hörst, sag ich's der Mutter; die fängt dich ein und macht dich tot, dann essen wir dich zum Mittagbrot. LIED DES HÜHNCHENS Tuck--tuck--heut ist Regentag, und ich muß mich plagen; kratze schon acht Stunden, tuck, und noch knurrt mein Magen. Tuck tuck tuck, pick und schluck, hab noch immer nicht genug. Tuck die Enten, tuck die Enten, Enten sind doch Narren; gehn ins Wasser, tuck ins Wasser, als könnte man da scharren. Tuck tuck tuck, pick und schluck, hab noch immer nicht genug. Pferde, tuck tuck tuck, und Kühe haben große Köpfe, aber keine Kröpfe, tuck; traurige Geschöpfe! Tuck tuck tuck, pick und schluck, hab noch immer nicht genug. Tuck, wie war der Hahn galant, suchte mir manch Krümchen; heute geht er, tuck tuck tuck, mit Cochinchina-Mühmchen. Tuck tuck tuck, pick und schluck, hab noch immer nicht genug. Tuck, du fetter Regenwurm, dich muß ich noch ergattern; schimpft nur, tuck, vor Neid, tuck tuck, Muhmen und Gevattern! Tuck tuck tuck, pick und schluck, hab noch immer nicht genug. Tuck, wär ich doch endlich satt, tuck, das wär ein Segen; muß Rumpumpeln, tuck tuck tuck, sein Frühstücks-Ei noch legen. Tuck tuck tuck, pick und schluck, ach, wann hat man wohl genug? SO SIEHT UNSRE WIRTSCHAFT AUS Unser Müller hat ein Mühlenhaus, mi-ma-Mühlenhaus, kommt Korn hinein und Mehl heraus, mi-ma-Mehl heraus; Mühlenhaus, Mehl heraus, so sieht unsre Wirtschaft aus. Unser Bäcker, der backt weiße Wecken, wi-wa-weiße Wecken, und braunes Brot und Streußelschnecken, stri-stra-Streußelschnecken; weiße Wecken, Streußelschnecken, Mühlenhaus, Mehl heraus, so sieht unsre Wirtschaft aus. Unser Schlächter schlacht't ein feistes Schwein, fi-fa-feistes Schwein, und pökelt Wurst und Schinken ein, schi-scha-Schinken ein; feistes Schwein, Schinken ein, weiße Wecken, Streußelschnecken, Mühlenhaus, Mehl heraus, so sieht unsre Wirtschaft aus. Unsre Mutter hat 'ne bunte Kuh, bi-ba-bunte Kuh, die gibt uns Milch und Butter dazu, bi-ba-Butter dazu; bunte Kuh, Butter dazu, feistes Schwein, Schinken ein, weiße Wecken, Streußelschnecken, Mühlenhaus, Mehl heraus, so sieht unsre Wirtschaft aus. Unsre Henne macht ein laut Geschrei, li-la-laut Geschrei, und legt dabei ein frisches Ei, fri-fra-frisches Ei; frisches Ei, laut Geschrei, bunte Kuh, Butter dazu, feistes Schwein, Schinken ein, weiße Wecken, Streußelschnecken, Mühlenhaus, Mehl heraus, so sieht unsre Wirtschaft aus. [Transkriptions-Notiz: Fehlendes "aus" hinzugefügt.] Rumpumpel ist ein kluges Kind, kli-kla-kluges Kind, das fragt nicht viel und ißt geschwind, i-a-ißt geschwind; kluges Kind, ißt geschwind, frisches Ei, laut Geschrei, bunte Kuh, Butter dazu, feistes Schwein, Schinken ein, weiße Wecken, Streußelschnecken, Mühlenhaus, Mehl heraus, so sieht unsre Wirtschaft aus. ZWEITER TEIL DAS HAUS Ich bau, ich bau ein steinern Haus; vorne guckt ein Esel raus, hinten eine Kuh, muh. MIT TROMMEL UND TRAB Sitzen zwei alte Weiber im Sand, spinnen viel feine Fäden über Land, über Bäume, über Zäune, um Stoppel und Dorn, immer von vorn. Für wen sitzen die alten Weiber im Sand, spinnen viel feine Fäden über Land? Für Wildbub Kraushaar, kommt alle hundert Jahr mit Trommel und Trab vom Himmel herab, reißt alle Fäden auf einmal ab, macht sich ein'n Mützenpuschel draus und lacht die alten Weiber aus. SIEBENSCHLÄFER Ihr Siebenschläfer in den Höhlen, reckt euch, streckt euch, aufgewacht! Der Frühling leuchtet in den Himmel nach einer einzigen warmen Nacht. Schnell, schüttelt eure grauen Zotteln, und blinzelt in das blaue Licht; Herrgott, wer wird so langsam trotteln, ich lauf voraus, ich warte nicht. Die Amsel übt schon ihre Lieder, ich pfeif sie nach, ich sing sie auch; und denkt euch nur, der blaue Flieder hat Knospen, und der Haselstrauch. Der Teckel bellt vor lauter Wonne und wühlt die frische Erde um-- Na? seid ihr noch nicht in der Sonne, ihr Siebenschläfer faul und dumm? OSTERLIED Has, Has, Osterhas, wir möchten nicht mehr warten. Der Krokus und das Tausendschön, Vergißmeinnicht und Tulpen stehn schon lang in unserm Garten. Has, Has, Osterhas, mit deinen bunten Eiern. Der Star lugt aus dem Kasten aus, Blühkätzchen sitzen um sein Haus; wann kommst du Frühling feiern? Has, Has, Osterhas, ich wünsche mir das Beste: ein großes Ei, ein kleines Ei und ein lustiges Dideldumdei, alles in einem Neste. MAIWUNDER (von Paula und Richard Dehmel) Maikönig kommt gefahren, in seinem grüngoldnen Wagen, mit Saus und Gesinge. Seine Zügel sind Sonnenstrahlen, große blaue Schmetterlinge ziehn ihn über Busch und Bach, daß die weißen Blütenglocken in seinen Locken schwingen und springen, und Hans guckt ihm nach und hört sein Lied: wer zieht mit? zieht mit? Kommt das Maienweibchen, trägt ein weißes Kleidchen, trägt ein grünes Kränzchen, sagt zu unserm Hänschen: Eia, Hans, komm zum Tanz! Einen Schritt Frau Nixe, einen Schritt Herr Nix, Ringeldireih, Ringeldireih, Dienerchen, Knix! HANSEL UND GRETEL Hansel und Gretel stehen zu zwein, der Hansel ist grob, und die Gretel ist fein, der Hansel ist dick, und die Gretel ist dünn, der Hansel ist aus Birkenholz, die Gretel ist aus Zinn. Heißa, juchheißa, wer wird nun König? Was der eine zu viel hat, hat der andre zu wenig. PRINZESSCHEN Wer tanzt mit mir? wer spielt mit mir? ich bin so sehr allein. Kam da der gelbe Sonnenstrahl: Ich tanze Tippel-huschemal, willst du meine Tänzerin sein? Wer tanzt mit mir? wer spielt mit mir? der Sonnenstrahl ist zu fein. Kam da der wilde Pustewind: Heidih, ich spiele Wegefind, lauf doch, fang mich ein! Wer tanzt mit mir? wer spielt mit mir? der Wind macht mein Krönchen entzwei. Kam da unser brauner Junge an, macht 'nen Diener wie 'n Edelmann: Prinzeß, ich bin so frei. DAS GROSSE LOCH Das große Loch, wie kam es doch in Gretens neuen Schuh? Die ganzen Zehn sind ja zu sehn; wer macht das Loch uns zu? Drüben hinterm Rathaus hängt ein großes Schild raus, goldner Stiefel drauf. Da wohnt der Schuster Firlefanz, der macht dein Schuhchen wieder ganz; lauf, Grete, lauf! ZWEI GESELLEN Es tanzen zwei Gesellen hier herum; der eine, der ist klug, und der andre, der ist dumm. Der eine liegt im Grase, der andre sitzt am Tisch; der eine kaut den Kanten, der andre ißt den Fisch ißt den Fisch. Es tanzen zwei Gesellen hier herum; der eine, der ist grad, und der andre, der ist krumm. Der eine, der bleibt mager, der andre, der wird fett; der eine kommt an'n Galgen, der andre stirbt im Bett. Je nun, je nun, was ist dabei zu tun. WENN'S PFINGSTEN REGNET Oben aus dem Fahnenhaus guckt das schwarze Wettermännchen raus, spreizt die Beine und grinst uns an; schäme dich, alter Wettermann! Am Ostersonntag, vor sieben Wochen, hast du dem Fritze fest versprochen, daß zu Pfingsten, im Monat Mai, das allerschönste Wetter sei. Und nun regnet's, liebe Not, alle hellen Blüten tot; sie liegen da wie nasser Schnee. Auf den Wegen steht See an See; ja, wenn wir noch drin baden könnten, wie die Spatzen oder die Enten. Wir dürfen aber gar nicht raus, sehn so mucksch wie Maulwürfe aus; röche nicht der Kuchen so lecker her, wüßte man gar nicht, daß Feiertag wär. Nicht mal die Pfingstkleider kriegt man an; Schäme dich, schwarzer Wettermann! EINE HÜHNERGESCHICHTE Vor der Laube kräht der Hahn, ein rot-schwarz-gelb und grüner: Kuchen, Kuchen, Kuchen auf dem Tisch, fix, kommt fix, ihr Hühner! Seht die Hennen, wie sie rennen, aus Verstecken, über Zäune, über Hecken, gackern, beißen sich und schrein, jede will die erste sein. Wie sie fliegen, wie sie flattern, um ein Plätzchen zu ergattern. Oben auf des Tisches Mitte steht Herr Hahn: Bitte, meine Damen, bitte, fangt nur an! Pick und schluck, nicht genug, immer mehr Kuchen her! Unser Kropf ist ein Topf, wird nicht voll, wird nicht leer, darum mehr Kuchen her, bis der Teller leckeleer! Drüben aus des Gärtners Haus guckt der kleine Fritz und lacht: Ei, wie sah das lustig aus, das haben die Hühner klug gemacht. MARIEKEN UND DIE KÜKEN Marie, Marei, Marieken mit deinen sieben Küken, was willst du tun? "Die alte Kluckenmutter ist tot, nun frieren die Kinder und finden kein Brot; ich will sie pflegen." Marie, Marei, Marieken mit deinen sieben Küken, was hast du im Sack? "Kartoffelmus und Hirsekern, das essen meine Kinderchen gern, das streu ich ihnen." Marie, Marei, Marieken, gib mir eins von deinen Küken, du hast noch genug. "Wenn ich meine Kinder verschenken tät, müßt ich weinen von früh bis spät, daß sollst du wissen." Marie, Marei, Marieken, Zu Hühnern werden die Küken; was machst du dann? "Und werden hübsch bunt und werden groß, fliegen mir alle um Kopf und Schoß, hei, alle sieben!" KINDERKÜCHE Marie-Marei will Braten machen, hat keine Pfanne; nimmt sie sich die Schiefertafel von klein Schwester Hanne. Hat sie eine Pfanne. Marie-Marei will Braten machen, hat keine Butter; borgt sie beim Kanarienvogel rasch ein bißchen Futter. Hat sie Butter. Marie-Marei will Braten machen, hat keine Kohlen; vor der Tür blüht roter Mohn, geht sie den sich holen. Hat sie Kohlen. Marie-Marei will Braten machen, fehlt noch das Gänschen; nimmt sie sich die Pudelmütze von klein Bruder Fränzchen. Hat sies Gänschen. Hei, mit diesen Wunderdingen muß der Braten wohlgelingen; bitte zu Tisch! ESSENSREGELN Spitzt das Ohr und merkt euch still, was die gute Sitte will! Wer die schöne Form erfaßt, ist ein gern gesehner Gast; wer sich frech und plump beträgt, wird ohne Besen hinausgefegt. --1-- Ein Kind soll nicht vorher von Speisen naschen, soll Mund und Hände sich sauber waschen, sich erst setzen, wenn die andern sitzen, das Mäulchen bei Tisch nicht zum Pfeifen spitzen, nicht plappern, wenn große Leute sprechen, das Brot nicht zerkrümeln, zerkneten, nur Bissen abbrechen. --2-- Rückt immer den Stuhl so dicht heran, daß Löffel und Gabel zum Munde kann, ohne das Tischtuch zu betrippen; und schließt beim Kauen hübsch die Lippen! Turnen beim Essen, das will nicht passen; also die Ellbogen hübsch unten lassen! --3-- Nicht gierig stopfen! langsam essen! auch keinen Rest auf dem Teller vergessen! Nicht wie Hunde oder Katzen schlecken, schlürfen, schnaufen, schmatzen! Nicht kichern und nicht heimlich fragen, und immer schön bitte und danke sagen! --4-- Seid ihr beim Essen und trinkt dazwischen, sollt ihr zuvor die Lippen wischen. Kartoffeln und Fisch mit Stahlmessern schneiden, das wird ein Mensch, der Geschmack hat, vermeiden. Brot nimmt man zuhilfe, wenn Fischmesser fehlen; auch Obst soll man nicht mit Stahlklingen schälen. --6-- Wer stochert in den Zähnen, nicht unterdrückt das Gähnen, das Messer in den Mund steckt, Gabel und Teller ableckt, zuviel packt auf den Löffel, gilt als Flegel und Töffel. DIE BÖSE MIES Es war einmal ein Kätzchen, ein allerliebstes Frätzchen. Es hatte das Mamsellchen ein seidenweiches Fellchen und einen Bart ums Schnäuzchen und Augen wie ein Käuzchen. Es machte gern den Rücken krumm und brachte viele Mäuse um, dann schlich es auf die Ofenbank und leckte sich die Pfoten blank. Einst aber, oh das Kätzchen, was tut das liebe Frätzchen? Einst stand auf unserm Tische ein Teller Bratenfische. Hopp, ist das Kätzchen oben: die Fische muß ich loben. So denkt es sich und sitzt und schmaust, doch Mutterchen kommt angesaust, und gibt dem Naschmamsellchen --na warte--eins aufs Fellchen. Nein, unser Miesekätzchen war gar kein liebes Frätzchen: los auf die gute Mutter, und durch das Ärmelfutter --kratz--in den Ellenbogen! War das nicht ungezogen? Dann lief es voller Wut hinaus und kam erst abends spät nach Haus, und schlich sich auf die Ofenbank und leckte sich die Pfoten blank. POTTKIEKER Mutti, Mutti, was ist denn da drin? "Hoppel-poppel-Appelreis, mach dich weg, Naseweis, kann dich hier nicht brauchen, der Ofen tut rauchen, muß Spähne suchen, sonst brennt der Kuchen, muß Gänse schlachten, in sechs Wochen ist Weihnachten." Mutti, Mutti, wo soll ich denn hin? "Ei, tanz mit dem Schimmel, bohr Löcher in den Himmel, lehr die Katz das Alphabet, sieh nach, ob sich der Kirchturm dreht, oder lauf ans Ende der Welt, paß auf, daß keiner runter fällt, marsch!" DER REITERSMANN (von Paula und Richard Dehmel) Schimmel, willst du laufen, will ich uns was kaufen. Heißa, lauf nach Mexiko, da kaufe ich dir Bohnenstroh; laufe nach der Mongolei, da kauf ich mir ein Osterei, hopp! Eile, Schimmel, eile, oder du kriegst Keile. Hoppßa, lauf nach Hindostan, da kaufe ich mir Marzipan; laufe nach Kap Morgenrot, da kauf ich dir ein Dreierbrot, burr! DAS RICHTIGE PFERD (von Paula und Richard Dehmel) Wer schenkt mir ein lebendiges Pferd! Mein Schaukelpferd ist gar nichts wert, es hat so steife Beine, es stampft nicht, frißt nicht, wiehert nicht, und macht solch ledernes Gesicht, und weiß nicht, was ich meine. Wenn mir der Weihnachtsmann ein Pferd, ein wirklich richtiges Pferd beschert, dann reit ich über die Brücke, und reite durch den Kiefernforst nach Vehlefanz und Haselhorst und noch fünf große Stücke. Dann bin ich mitten in der Welt, da such ich mir ein Haberfeld und lasse mein Pferdchen grasen. Und dann, dann reit ich ans Ende der Welt, wo der Riese den Regenbogen hält, und--schick euch 'ne Ansichtspostkarte. DER KLEINE REKRUT Ich hab einen Helm aus Packpapier, mit einem Federbusche; der Wilhelm malt mir 'n Adler drauf mit schwarz-weiß-roter Tusche. Einen hölzernen Säbel hab ich auch, mit einem richtgen Griffe; wenn nur der Scherenschleifer käm, daß er ihn endlich schliffe! Meine Mutter ist 'ne gute Frau, die schenkt mir einen Dukaten, dann kauf ich mir ein Schießgewehr, geh unter die Soldaten. DER HAUPTMANN Ich bin der Hauptmann, ihr die Soldaten; immer gehorsam, das will ich euch raten, hört ihr! Eins, zwei, immer hinterher, eins, zwei, schultert das Gewehr, marsch! Seht euch nicht um, seht euch nicht an, immer hübsch stramm, Mann hinter Mann, halt! Eins, zwei, immer hinterher, eins, zwei, schultert das Gewehr, marsch! ABZÄHLREIM Rechts, links, über Eck, die Henne legt die Eier weg, legt sie in ein Bündel Stroh, irgendwie, irgendwo; kommt der Marder Wagemut, jagt die Henne von der Brut, rechts, links, über Eck-- ein Küken hat--er--weg. FRAGEFRITZE UND DIE PLAPPERTASCHE (von Paula und Richard Dehmel) Fritz, ich möcht den Spaten haben. "Mutterchen, warum?" Möchte eine Grube graben. "Mutterchen, warum?" Möchte drin ein Bäumchen pflanzen. "Mutterchen, warum?" Wird mein Fritze drunter tanzen. "Mutterchen, warum?" Wird das Bäumchen Kirschen tragen. "Mutterchen, warum?" Ei, du mußt die Spatzen fragen, die sind nicht so dumm!-- Kommt die kleine Plappertasche: "Mutterchen, nicht wahr, ich bin klüger als der Fritze, bin schon bald sechs Jahr. "Mutterchen, nicht wahr, der Fritze ist ein Schaf, o je! Ich kann schon bis zwanzig zählen und das A-B-C." I, du kleine Plappertasche, laß den Fritz in Ruh. Plappertasche, wische wasche, halt das Mäulchen zu. Übermorgen in vier Wochen kommt der Weihnachtsmann; wenn du dann noch immer plapperst, was bekommst du dann? Einen großen Maulkorb!-- PLAPPERMÜNDCHEN In Leipzig wohnt ein Bäckermeister, Hans-back-die-Semmeln-größer heißt er; Seine Mutter, die Frau Meisterin, zieht den Teig wer weiß wie dünn, rollt ihn mit der Mangel aus, macht sieben bucklige Bretzeln draus, drei für den Vater, drei für die Mutter, eine für unser Plappermündchen, dann schweigt's vielleicht ein Viertelstündchen. PUPPENDOKTOR Lieber Doktor Pillermann, guck dir bloß mein Püppchen an. Drei Tage hat es nichts gegessen, hat immer so stumm dagesessen, es will nicht einmal Zuckerbrot, die Arme hängen ihr wie tot. Ach, lieber Doktor, sag mir ehrlich, ist diese Krankheit sehr gefährlich? Madam, Sie ängstigen sich noch krank; der Puls geht ruhig, Gott sei Dank. Doch darf sie nicht im Zimmer sitzen, sie muß zu Bett und tüchtig schwitzen; drei Kiebitzeier gebt ihr ein, dann wird es morgen besser sein. Empfehle mich. KLEINER EINKAUF Guten Tag, guten Tag, liebe Grünkramfrau, Gemüse will ich kaufen, ich bin mit meinem Henkelkorb extra hergelaufen; auch schöne frische Eier will ich, hoffentlich sind sie heute billig. Die Schoten hier gefallen mir, zuckersüße Kerne; auch von den Rübchen möchte ich ein halbes Liter gerne. Kohlrüben? lieben wir nicht sehr; doch zeigen Sie mal die Pflaumen her! Davon will ich fünf Litermaß, haufenvoll gemessen! weil meine Kinderchen zu Haus alle gern Pflaumen essen. Geld schick ich Ihnen morgen her; ich denke doch, es eilt nicht sehr, ich hab es grad vergessen. VATERS GEBURTSTAG Schnell, schnell, Besen, feg die Stube rein; wenn Väterchen zum Kaffee kommt, muß alles sauber sein. Wisch, wisch, Lappen, über Stuhl und Schrank; wenn Väterchen zum Kaffee kommt, sind sie blitzeblank. Blüh, blüh, Blume, blüh recht frisch; wenn Väterchen zum Kaffee kommt, Stehst du auf dem Tisch. Herz-Herz-Muttchen, schnell das neue Kleid; bis Väterchen zum Kaffee kommt, ist nur noch wenig Zeit. Tick, tick, Uhrchen, renn doch nicht so fix; wenn Väterchen zum Kaffee kommt, mach ich meinen Knix. Fertig, alles fertig, der Kuchen auch ist da; der Kaffee kommt, der Vater kommt, mein Verschen kann ich ja: "Heut ist dein Geburtstag!" DAS HIMMELSPRINZESSCHEN Ich bin das Himmelsprinzeßchen, habe Flügel von blauem Duft, ich schlafe im Wolkenbettchen und bade in Licht und Luft. Mir gehört die silberne Schaukel hoch oben im Himmelssaal; wenn die goldenen Seile schwingen, blitzt es unten im Tal. Der alte Wetterriese donnert und schilt mich aus, ich flitze über die Sterne und lache den Brummbart aus. Die Mirlamein vom Monde webt meine Kleider und Schuh, die gute Mutter Sonne gibt goldne Spangen dazu. Der liebe Gott hat mich gerne, ich bin sein liebes Kind; er nimmt uns auf die Kniee, mich und den Frühlingswind. Des Abends sitzen wir stille bei Mirlamein im Zelt und spinnen Wünsche und Träume und streuen sie über die Welt. WINDFREUDE Wenn der Wind über Wiesen und Felder rennt, renn ich mit; da denk ich, daß ich fliegen kann, und guck mir lustig die Vögel an, susewitt, susewitt. Wenn der Wind durch die Sträucher und Bäume fegt, feg ich mit; die Blütenkätzchen feg ich zu Hauf und setz mir vom Ahorn ein Nasenhütchen auf, susewitt, susewitt. Wenn der Wind durch die Turmlöcher singt und pfeift, pfeif ich mit; sein Jodler wird mir gar nicht schwer, und den Brummbaß lern ich nebenher, susewitt, susewitt. LIED VOM MONDE Wind, Wind, sause, der Mond ist nicht zu Hause; er ist wohl hinter den Berg gegangen, will vielleicht eine Sternschnuppe fangen, Wind, Wind, sause. Stern, Stern, scheine, der Mond, der ist noch kleine; er hat die Sichel in der Hand, er mäht das Gras am Himmelsrand, Stern, Stern, scheine. Singe, Vogel, singe, der Mond ist guter Dinge; er steckt den halben Taler raus, das sieht blank und lustig aus, singe, Vogel, singe. Und hell wird's, immer heller; der Mond, der hat 'nen Teller, mit allerfeinstem Silbersand, den streut er über Meer und Land, und hell wird's, immer heller. WEIHNACHTSSCHNEE Ihr Kinder, sperrt die Näschen auf, es riecht nach Weihnachtstorten; Knecht Ruprecht steht am Himmelsherd und backt die feinsten Sorten. Ihr Kinder, sperrt die Augen auf, sonst nehmt den Operngucker: die große Himmelsbüchse, seht, tut Ruprecht ganz voll Zucker. Er streut--die Kuchen sind schon voll-- er streut--na, das wird munter: er schüttelt die Büchse und streut und streut den ganzen Zucker runter. Ihr Kinder, sperrt die Mäulchen auf, schnell! Zucker schneit es heute! Fangt auf, holt Schüsseln!--Ihr glaubt es nicht? Ihr seid ungläubige Leute! KNECHT RUPRECHT IN NÖTEN Knecht Ruprecht kratzt sich seinen Bart und rückt zurecht die Brille: Ihr Engelskinder, lärmt nicht so, seid mal ein bißchen stille! Kommt, rückt hübsch artig zu mir ran, seht euch mal das Bestellbuch an! Was steht hier auf dem ersten Blatt? was auf dem zweiten, dritten? was steht am Ende von dem Buch? was steht hier in der Mitten?--: Ach Weihnachtsmann, wir bitten sehr, Schick uns doch mal das Luftschiff her! Hans möchte nach Amerika, und Fritz zu Tante Lotte, Kurt durch die Luft zu Großpapa, Marie zum lieben Gotte; Georg will bloß nach Neuruppin mit Zeppelin, mit Zeppelin. Ach Zeppelin, du Zaubermann, 's ist aus der Haut zu fahren, das ganze liebe kleine Pack will bloß noch Luftschiff fahren; dein Fahrzeug ist ja viel zu klein, da gehn nicht alle Kinder 'rein. Ihr Engelskinder, helft mir doch in meinen Weihnachtsnöten, baut mir ein Luftschiff riesengroß mit hunderttaufend Böten, laßt lustig die Propeller gehn, da sollt ihr mal die Freude sehn! Hurra, schreit da die Engelschar, wir helfen alle, alle. Nach dreien Tagen, blitzeblank, stehts Luftschiff in der Halle. Dank schön, sagt Ruprecht, fährt hinab, holt alle Jungs und Mädels ab zur Flugfahrt durch die Welten. Ob sie sich nicht erkälten? FROHE BOTSCHAFT Früh, eh ich's konnt begreifen, hört ich schon etwas pfeifen, hört ich Schon etwas brummen, wie tausend Bienen summen. Was ist denn los? Library mainpage -> Dehmel, Paula -> Das liebe Nest |